Einen Eurasier fotografieren ist einfach ...

von Alfred Müller

(Vervielfältigungen, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Autors)

Die Beachtung des Lichtes und etwas Technik haben wir in den Teilen 1 und 2 abgehakt. Nun wollen wir uns unserem Haupt-Fotomotiv, dem Eurasier, zuwenden.

Bevor Sie anfangen, sollten Sie sich überlegen, für welchen Zweck die Fotos gemacht werden sollen. Das schöne, dekorative Bild wird am häufigsten angestrebt - es kann den Hund in allen möglichen und unmöglichen Situationen zeigen - in Aktion, in Ruhe, auf einem originellen Liegeplatz, der Hund mit den Kindern spielend oder umgekehrt, Hund im Blumenbeet, im Wasser oder weiß der Kuckuck. Alles ist möglich, Hauptsache das Bild ist schön, voller Harmonie oder auch Spannung: das typische Poster-Bild.

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Anuschka vom Auerbach & Bora vom Lußhardt (ZG/Müller)

Die Fotos sollen auch technisch möglichst fehlerfrei sein. Widersetzen Sie sich der Neigung, möglich viel aufs Bild bringen zu wollen. Auch hier, bei aller Freiheit, gewinnt das Bild mit der Beschränkung auf das Wesentliche. So darf z.B. bei einem schönen Landschaftsfoto durchaus ein Eurasier als Beiwerk irgendwo im Bild erscheinen, soll es aber primär ein Eurasierfoto werden, so ist jegliche Landschaft im Bild, so schön sie auch sein mag, überflüssig.

Der zweite Bildertyp ist das repräsentative Bild, welches den Hund beschreibt und dokumentiert. Hier sollen die Proportionen des Hundes, die Stellung und die Winkelung seiner Gliedmaßen, die Kopfform, die Ohr- und Rutenstellung usw. unverzerrt ersichtlich sein. Der Hund sollte sich hier in einer ausgeglichenen und entspannten Haltung zeigen. Gut gemacht sind solche Foto durchaus als Wand- oder Kalenderbild geeignet, denn sie zeigen ja Ihren Liebling in all seiner Pracht und Herrlichkeit. Das Eurasierarchiv der ZG, das heute von Frau Aach und ihren Helferlein von der Digitalabteilung verwaltet wird, braucht dringend solche Fotos. Im Archiv sind Eurasier-Fotos von der Frühzeit der Zucht und von der ZG von 1960 bis heute aufbewahrt.

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Anuschka vom Auerbach (ZG/Müller)

Können Sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren, dass ausgerechnet Ihr Eurasier, der Schönste von allen, hier fehlt? Und denken Sie mal an unsere "Aushängeschilder", die EURASIER-NACHRICHTEN und unsere Homepage (www.eurasier-online.de), die können doch einpacken ohne Ihre Fotos!

Wie gehen wir vor? Zunächst planen wir genügend Zeit ein. Richten Sie ihre Kamera - falls Sie mehrere besitzen, wählen Sie nur EINE aus, den Rest lassen Sie zu Hause oder im Beutel. Besorgen Sie sich einen Markenfilm ISO 100, 200 oder 400 je nach den zu erwartenden Lichtverhältnissen. Nein, nehmen Sie einen mehr als Sie gedenken zu verbrauchen. Nehmen Sie gleich Reservebatterien mit, für die Kamera und ggf. für das Blitzgerät (Batterien und Kraftstofftanks sind immer leer). Überlegen Sie schon mal, wo die Aktion stattfinden soll und machen Sie evtl. eine Vorbesichtigung.

Schenken Sie dem Hintergrund viel Aufmerksamkeit, man muss ihn immer, auch während der Aufnahmen, im Auge behalten. Wichtig ist hier, dass sich der Hund klar abhebt. Das ist nicht so einfach wie sich das anhört. Hier lässt sich unser Auge leicht täuschen. So hebt sich ein roter Eurasier vor grünem Grund mehr als deutlich ab, bei einem Schwarzweiß-Druck des gleichen Motivs könnten sich die Vorder- und Hintergrundfarben evtl. im gleichen grau darstellen. Deshalb muss man auch auf Helligkeitsunterschiede achten. "Schwarzer Eurasier auf schwarzem Grund" kann sehr apart aussehen; dieses Thema überlassen wir aber lieber der Abschlussklasse einer guten Foto-Fachhochschule.

Das richtige Objektiv - die Frage erübrigt sich, falls Sie nur eines haben - ist sicher nicht das Weitwinkel, sondern möglichst ein leichtes Tele. Ich empfehle eine Brennweite zwischen 75 und 120 mm (bei Kleinbild) aus folgendem Grund: Um einen Hund verzerrungsfrei abzubilden, ist es erforderlich, einen gewissen Abstand zu bewahren. Bei einer formatfüllenden Weitwinkelaufnahme - sagen wir mal von einem Gesicht - werden die dem Objektiv näheren Teile - etwa die Nase, wesentlich größer abgebildet als etwa die Ohren, weil diese weiter entfernt sind. Man sagt, die Perspektive ist verzerrt und zwar um so stärker, je näher man am Objekt ist. Diese Erscheinung hat mit der Brennweite nichts zu tun; sie ist abstandsabhängig. So ist die Perspektive eines Gegenstandes bei einem bestimmten Abstand auf dem Foto völlig identisch, gleichgültig welche Brennweite verwendet wurde. Nur der Darstellungsmaßstab ist unterschiedlich groß. Würde man einen Gegenstand auf dem Weitwinkelfoto so weit vergrößern bis er der Darstellung auf dem Telebild entspricht, so wäre die Perspektive identisch, aber das Weitwinkelbild hätte durch die Ausschnittsvergrößerung erheblich an Qualität verloren. Also müssen wir, um eine natürlich erscheinende Perspektive zu erreichen, Abstand bewahren und möglichst ein Objektiv mit längerer Brennweite (also mit einem engeren Aufnahmewinkel) verwenden, um unseren Hund ohne Umwege groß genug und in guter Qualität abzubilden. Nachteil: die Schärfentiefe ist kleiner gegenüber dem Normalobjektiv und dem Weitwinkel. Vorteil: Der dadurch unscharf erscheinende Hintergrund bildet einen willkommenen Schärfe-Unschärfekontrast, so dass sich die Konturen unseres Hundes schön abheben.

Wer eine Sucherkamera mit festeingebautem Objektiv evtl. noch mit verkürzter Brennweite (leichtes "Schnappschuss-Weitwinkel") besitzt, muss nicht verzweifeln. Suchen Sie den Kompromiss: Mindstens 2,5 m Abstand, die Bilder eine Nummer größer bestellen und die überflüssige Umgebung rigoros abschneiden.

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Und noch etwas zur Perspektive: Nicht nur die Nähe verzerrt, auch der Höhenunterschied. Da wir gewöhnlich größer sind als unser Hund, sollten wir uns angewöhnen, uns beim Fotografieren ausnahmsweise auf das Niveau des Hundes herabzulassen. Also: flektamus genua, in die Knie bitte sehr. Ein von oben aufgenommener Eurasier zeigt eine mehr oder weniger starke Neigung zur Dackelperspektive - Sie kennen sicher die Bilder mit den kurzläufigen Eurasiern. In unserem Archiv können Sie auch solche vom Typ "Dackel-Krokodil" sehen; sie entstehen, wenn man den armen Hund im Nahbereich von oben und auch noch mit einer kurzen Brennweite aufnimmt.

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Der Hund soll entspannt sein, sagten wir bereits. Gehen sie an einen Ort, an dem sich der Hund wohlfühlt. Bleiben Sie zunächst selber mal ruhig und nehmen Sie sich sehr viel Zeit. Vermeiden Sie jegliche Hektik Aber wie kriege ich den Hund dazu, still an einer bestimmten Stelle zu stehen? Es gibt sicher viele Möglichkeiten. Ich möchte zunächst mal drei Methoden aufzeigen, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe.

 

Einmal, in dem ich den Hund eine längere Zeit geduldig im Sucher der Kamera verfolge und erst dann auslöse, wenn der Hund optimal steht. Eine vertraute Person soll den Hund mit der losen Leine in einem bestimmten Bereich halten. Die Leine kann man so legen, daß sie nicht ins Bild kommt - es kann auch ein Bindfaden sein. Der Mensch am Ende der Leine sollte sich total passiv verhalten. Je mehr der Leinenhalter sich einmischt, desto misstrauischer wird der Hund und es entsteht der "Tierarzt-Effekt", den Sie ja kennen, die Rute hängt, die Ohren sind weggeklappt, der Hund steht verkrampft. Wenn gar die ganze Familie auf den armen Hund einredet, muss er ja etwas ganz Schlimmes erwarten. Eurasier, die es nicht gewöhnt sind, fühlen sich auch durch das Objektiv bedroht, das sie ja wie ein Auge anstarrt und verfolgt. Doch der Eurasier gewöhnt sich erstaunlich schnell daran, man kann es ja vorher üben. Mag sein, dass Sie Ihren Eurasier so weit ausgebildet haben, dass er sich an gewünschter Stelle ablegen lässt oder sich auf Befehl nicht von der Stelle rührt. Dabei fühlt sich der Hund aber selten wohl und das sieht man ihm an.

Es bleibt Ihnen bei dieser Methode nicht erspart, häufig den Standort zu wechseln. Hierbei müssen Sie unbedingt die Beleuchtung (Licht und Schatten, Teilschatten und so, siehe Teil 2) und den Hintergrund im Auge behalten. Aber Sie müssen nicht jeder kleinsten Bewegung ihres Hundes folgen, das bringt auch wieder Unruhe in die Szene. Der Hund bewegt sich ja auch und er kommt schneller in die gewünschte Stellung zurück als Sie denken.

Eine andere Methode ist die, den Hund optimal zu platzieren unter Beachtung der Beleuchtung und des Hintergrundes - auch hier geht es kaum ohne Leine - und durch geschickte Regie die Aufmerksamkeit des Hundes zu lenken. Aber auch hier gilt das oben erwähnte Verbot der Einmischung des Leinenhalters. Die "Regie" muss von außen kommen und hat nur die eine Aufgabe: Unauffällig die Aufmerksamkeit des Hundes zu erregen. Fangen Sie aber nicht an, dem Hund zu erzählen" Schau mal, da kommt Tante Paula" ; das interessiert den Hund nicht, da müssten Sie schon eine Katze oder ein Kaninchen auffahren. Nein, nützen Sie das natürliche Verhalten, etwa das Sozialverhalten. Wie ist denn das, wenn sich jemand aus dem "Familienrudel" entfernt, oder wenn jemand zurückbleibt oder eine fremde Personengruppe sich nähert auf einem ruhigen Weg? Wie wir wissen, wird der Hund das Geschehen sehr aufmerksam verfolgen. Klick!

Lassen Sie sich was einfallen, sie kennen ja die Interessen ihres Eurasiers. Sie können sich auch bestimmte Gewohnheiten unserer Eurasier zunutze machen. So geht der Eurasier wie der Mensch lieber auf "Trampelpfaden" als durchs hohe Gras; so können Sie vorhersehen, wohin sich der Hund wahrscheinlich bewegt. Beobachten Sie Ihren Liebling, all seine Gewohnheiten können Sie geschickt ausnützen Aber alle Regie-Aktionen sollen "außengesteuert", scheinbar zufällig sein, sonst durchschaut der Hund ihr Treiben schnell und wird misstrauisch oder uninteressiert.

Ein von mir häufig benutzter Trick ist eine "Kunstpause" während eines längeren Spazierganges. Junge Hunde sollten sich bereits ausgetobt haben. Richten Sie ihre Kamera vor und bleiben Sie an einem geeigneten Ort einfach stehen. Der Hund - ohne Leine - wird die nähere Umgebung abschnuppern, die Mauselöcher und Duftmarken begutachten und sich dann unter ratloser Beobachtung seines Rudels fragen: "Warum geht es nicht weiter?" Er findet das unfassbar und steht aufmerksam und entspannt da und wartet, denn er sehnt sich nach seinem Napf... Klick!

Den Hund in Bewegung gut zu fotografieren, zählt schon zur "hohen Schule" der Hundefotografie, das sollte Sie aber nicht abschrecken. Wichtig ist dabei, die Kamera mitzuziehen, das heißt, das Motiv im Sucher in der Bewegung verfolgen und im geeigneten Moment auslösen. Dabei muss die Schärfeneinstellung ständig mitgeführt werden, wobei die Autofokus-Funktion sehr hilfreich ist. Dazu gehört ein vorausschauender Weitblick und das Reaktionsvermögen, welches einen guten Sportfotografen auszeichnet. Nur wenige "Eurasier-Fotografen" beherrschen diese Technik wie z.B. Dr. Thomas Post (siehe Bilder des Monats auf www.eurasier-geschichten.de ). Die Aufnahmen an sich sollten grundsätzlich mit möglichst schnellen Verschlusszeiten gemacht werden um Bewegungsunschärfen zu unterdrücken. Hilfreich ist auch eine Anlehnmöglichkeit, etwa ein Baum, eine Mauer o.ä. zur Verbesserung der Standfestigkeit. Ersatzweise können Sie sich folgende Arbeitsweise angewöhnen: Bilden Sie eine improvisierte "Dreipunkt-Auflage". Hierzu, beim Blick durch den Sucher, die Kamera mit leichtem Druck an der Stirn/Nase (oder was sich bauartbedingt ergibt) anlehnen, die Kamera mit beiden Händen unverkrampft halten und beide Ellenbogen auf dem Brustkorb abstützen. Wenn Sie dann entspannt einatmend ihre Kamera auslösen (nicht die Luft anhalten, sonst werden Sie zum Wackelkandidat) können Sie notfalls auch kritische Belichtungszeiten halten.

Misserfolg ist die Summe aller verpassten Gelegenheiten (ist von mir!). Das muss auch der Fotograf mit dem Finger am Auslöser bitter zur Kenntnis nehmen. Auslösen, genau im richtigen Moment, das zählt. Versuchen Sie "voraus" zu denken, ein voraussichtliches Verhalten abzuschätzen. Und wenn es soweit ist, dann lösen Sie auch beherzt aus! Und gleich noch mal, falls sich die Szene immer noch fotogen zeigt. Zum Auslösen genügt die minimale Bewegung eines kleinen Zeigefingergelenks - nicht die ganze Hand oder der Arm bis zum Oberkörper soll die Kamera mit der Kraft eines Holzfällers erschüttern. Oder lieben Sie Wischeffekte?

Ich bevorzuge nicht das "Dauerfeuer", sondern ziehe es vor, geduldig zu warten bis ich das Motiv wirklich so im Sucher habe, wie ich es brauche - auch, wenn es länger dauert. Wenn sich der Hund dann ideal darstellt, mache ich gleich mehrere Aufnahmen ggf. in schneller Folge. Mit Filmmaterial zu geizen wäre verkehrt, aber der "gezielte Einzelschuss mit Wiederholung" ist effektiver als ein "Maschinengewehrfeuer" auf Verdacht mit 3 Bildern pro sec. 5 Filme durchzujagen.

Besitzer schwarzer Hunde tun sich schwer mit ihrer Fotokunst. Das liegt daran, dass der Motivkontrast (Farbkontrast zum Hintergrund + Beleuchtungskontrast) meist zu hoch ist. Hier korrigiert die Belichtungsautomatik, die ja bekanntlich blöd ist, zu stark zu Gunsten der hellen Umgebung, so dass das Hauptmotiv "schwarzer Hund" unterbelichtet wird und dadurch keine Fellzeichnung zu erkennen ist. Bei Gegenlichtaufnahmen haben wir eine ähnliche Situation.

Ein Aufhellblitz kann Abhilfe schaffen, aber die Dosierung muss stimmen - ausprobieren! 
Jede Kamera, die auf sich hält, hat irgendwo ein Rädchen oder eine Taste mit der man ihr mitteilen kann, dass sie nun mal etwas kürzer oder länger als gemessen belichten soll, die +/- Korrektur. Veranstalten Sie damit einfach eine Überbelichtung um 1-2 Stufen. Sie können ihr auch durch Verstellung der ISO-Einstellung mit dem selben Effekt vorflunkern, dass sie jetzt keinen ISO200, sondern einen ISO100 im Bauch hat. Bei manuellen Kameras vom Typ Klack bis Leica machen Sie einfach die Blende eine oder zwei Stufen auf.

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Oft genügt eine Nahmessung am Hauptmotiv. Die gemessenen Nahwerte können Sie übernehmen (siehe Betriebsanleitung: Messwertspeicher, manuelle Einstellung). Profis verwenden die Spotmessung. Damit kann man bildwichtige Teile mit engem Messwinkel gezielt anmessen. (Betriebsanleitung!).

Nun es kann Ihnen - bei einem Negativ-Film - passieren, dass Sie vom Labor trotz Belichtungskorrektur ein Bild zurückbekommen, bei dem der Hund immer noch zu dunkel abgebildet ist. Das kommt daher, dass der Printer des Großlabors das gesamte Negativ ausgemessen hat und Ihre Korrektur mit großem technischen Aufwand wieder zunichte macht, falls nicht ein richtiger Mensch eingreift - was eher unwahrscheinlich ist. Sie wissen ja, Belichtungsautomaten sind hochgenau, aber blöd; sie können nicht erkennen was wirklich bildwichtig ist (Belichtungsmessung: Der Durchschnitt aller Bildelemente ist mittelgrau). Mein Tipp. Schauen Sie sich mal in Ihrer Stadt nach einem Fotogeschäft mit eigenem Miniprinter um - man erkennt sie an der Werbung "Filme entwickeln in einer Stunde" o.ä. Hier kann man dem Mensch am Gerät sagen, wie man's haben will. Oder, noch einfacher, machen Sie Dias, da ist der Entwicklungsprozess so gesteuert, daß Ihnen niemand in die Suppe spucken kann.

Bei "normalen" Verhältnissen können Sie sich auf Ihre Belichtungsautomatik verlassen, zumal ein Negativfilm kleine Belichtungsirrtümer verzeiht, im Gegensatz zum Diafilm, der kleinste Fehlbelichtungen sichtbar werden lässt. Deshalb macht man hier bei guten Motiven gleich mehrere Aufnahmen jeweils eine leicht unter- eine normal- und eine leicht überbelichtet. Hochwertige Kameras bieten hierzu eine automatische Funktion.

Noch ein Tipp für schwierige Motivkontraste (die ja besonders reizvoll sind): Kaufen Sie sich für solche Fälle eine Kodak-Graukarte (18% Reflektion, das entspricht der Reflektion einer sehr dicht bedruckten Zeitungsseite), die Sie an Stelle des Motivs ersatzweise anmessen können. Das entspricht übrigens exakt der Methode Lichtmessung, die leider in Amateurkreisen aus der Mode gekommen ist. Bei der Lichtmessung wird mit dem Hand-Belichtungsmesser vom Motiv aus zur Kamera gemessen. Vor der Fotozelle/Fotodiode sitzt eine diffuse weiße Kappe - oft in der Form eines halben Tischtennisballs. Diese Geräte lassen sich nicht so leicht irritieren. Kein Werbefotograf oder Kameramann würde darauf verzichten oder gar komplizierte Motive unkontrolliert der Automatik überlassen.

Wir sagten schon, formatfüllend soll der Hund abgebildet sein, er soll etwa 2/3 bis 3/4 des Bildes ausfüllen. Überflüssiges kann wegbleiben, jedoch sollten die Ohren, die Rutenspitze und die Pfoten schon noch im Bild sein. Der Zuchtwart interessiert sich sehr wohl, wie sich die belastete Pfote darstellt und wo sie steht. Etwas "Luft" um den Hund sollte aber sein und noch etwas mehr in der Blickrichtung des Hundes. Sollen die Proportionen und Linien gut erkennbar sein, so muss die Aufnahmeachse etwa rechtwinklig (also nicht z.B. schräg von hinten) zum Hund stehen, etwa in der Höhe der Brust. Eine typische Dokumentationsserie für das ZG-Archiv zeigt den Hund stehend von der Seite mit dem Kopf im Profil, von vorne, und Kopf im Halbprofil. Vergessen Sie nicht den Kopf Ihres Eurasiers immer wieder zu fotografieren. Der Gesamteindruck des Hundes wird von der Ausdruckskraft des Kopfes bestimmt.

Wir kennen alle das vielfältige Minenspiel unserer Hunde, sei es die Ohrstellung, der aufmerksame Blick oder das Hochziehen der Lefzen, und auch die Rutenhaltung, welche uns die Stimmung unserer Lieblinge vermitteln. Diese ausdrucksstarke Mimik, von der Rutenstellung mal abgesehen, findet am Kopf bzw. im Gesicht statt. All das lohnt sich festzuhalten.

Übrigens, wenn Sie zuverlässig wissen wollen, ob die Qualität der Aufnahmen für das Archiv ausreichend ist, die Sie gerade einem Zuchtwart oder Zuchtleiter (das sind die Ober-Nörgler) übergeben haben, so achten Sie auf dessen Minenspiel. Nun, die Lefzen zieht er nicht hoch, aber evtl. die Augenbrauen. Sollten Sie solches vernehmen, gar noch in Verbindung mit einem seitlichen Hin- und Herbewegen des Kopfes mit einer Neigung um mehr als 15°, begleitet von kräftigen Durchatmungsgeräuschen, so empfehle ich Ihnen augenblicklich Nachbesserung zu geloben, bevor der Zuchtwart wieder zu Atem kommt.

Spaß beiseite, wir sind nicht so und da Sie jetzt wissen wie's geht und entsprechend geübt haben, werden Sie angesichts Ihrer fotografischen Werke nur strahlende Gesichter erleben. Übrigens, wenn ich der Einfachheit halber von Fotografen und Zuchtwarten rede, so sind damit natürlich auch gleichberechtigt Fotografinnen, Zuchtwartinnen, Zuchtleiterinnen gemeint, denn, wie Sie wissen, sind 2/3 aller Aktiven der ZG sowie 2/3 des Zuchtleiterteams, und sogar 5/6 der Zuchtwarte Frauen, womit bewiesen wäre, dass Frauen zu allem fähig sind - wenn sie sich nur trauen und wenn man sie lässt... .Also, meine Damen: Ran an die Kamera.

Erwarten Sie nun nicht gleich, dass Ihnen alle Aufnahmen gelingen- ich schaffe das auch nicht. Wir würden uns freuen, wenn sich Ihre Fotos von der "Na ja"-Stufe zur "Oho-aha"- Stufe wandeln würden. Und wenn dann noch in jedem Film nur ein einziges Meisterwerk steckt, das wäre doch schon was! Dann lassen Sie uns aber bitte an Ihrer Freude darüber teilhaben.

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