Digitale Fotografie

Peter Conzelmann (Hrsg)

(Vervielfältigungen, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Autors)

Alfred Müller hat in den Teilen 1-3 das Grundwissen der Fotografie und dabei das Handwerkszeug des Amateurfotografen vorgestellt. Blendenwert, Schärfentiefe, ISO-Norm und Gegenlicht, um nur einige Dinge zu nennen, werden in diesen Teilen unseres Fotokurses angesprochen. Dr. Post ermöglichte uns im Teil 4 eine Annäherung an das schwierige Kapitel der Fotografie von Eurasiern in der Bewegung und belegt mit eindrucksvollen Aufnahmen, dass auch diese Schwierigkeiten zu meistern sind. Er endet mit der Empfehlung: "Drücken Sie nicht einmal auf den Auslöser, sondern bleiben Sie in Bewegung, folgen Sie den Hunden und machen Sie möglichst viele Fotos. Umso eher haben Sie später die Auswahl für einen "Superschuss". Letztendlich sind wir damit beim heutigen Standard der Digitalen Fotografie mit Serienbildschaltung, digitaler Fotobearbeitung und einer Vielzahl von Begriffen angelangt, die in diesem Teil unseres Fotokurses dargestellt und erklärt werden sollen. Wer allerdings "digital" mit "automatisch" verwechselt, wird Schiffbruch erleiden, denn ein Eurasier aufgenommen von oben, gegen die Sonne, bei höchstem ISO-Wert ist maximal für das Testen der Löschtaste geeignet. Die Grundsätze der analogen Fotografie gelten unverändert auch für die digitale Anwendung.

Der alte Römer nannte seinen Finger "digitus". Die Verbindung zum Zählen und dem englischen Wort "digit" für „Ziffer“ rührt wohl daher, dass die Menschen (nicht nur) in früheren Zeiten mit den Fingern zählten. Wie auch immer - nicht nur im Zusammenhang mit der Fotografie hat der Begriff "digital" etwas mit der Darstellung von Werten mittels Ziffern zu tun und das digitale Bild setzt sich bekanntermaßen aus einer Vielzahl von einzelnen Bildpunkten zusammen. Diesem Gedanken folgend, möchte ich auch keinen geschlossenen "digitalen Fotokurs" anbieten, sondern würde mich freuen, wenn wir gemeinsam die wichtigsten Aspekte, Begriffe, Kriterien der Digitalen Fotografie in einem kleinen Nachschlagewerk zusammentragen und mit Blick auf die sich schnell entwickelnde Technologie auch immer wieder aktualisieren: Schicken Sie bitte weitere Vorschläge/Beiträge an den webmaster dieser Seiten.

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A

Auflösung

(bearbeitet von: Peter Conzelmann)

Unter Auflösung versteht man nicht die Anzahl der Pixel in Höhe x Breite oder gar die Gesamtzahl der Pixel auf dem Sensor, sondern: Pixel pro Maßeinheit (korrekte Angabe wäre also pixel per inch, ppi, oder wie man es üblicherweise und etwas weniger korrekt kennt: dots per inch, dpi).

Je mehr "pixel per inch" zur Verfügung stehen, desto detaillierter gibt das digitale Bild die Realität wieder. Ein Bild mit einer Auflösung von 300ppi enthält wesentlich mehr Detailreichtum als ein (in den Abmessungen gleich großes!) Foto mit bspw 72ppi. Der Unterschied zwischen 72 und 300ppi ist gewaltig, sobald Sie die Bilder einmal im Vergleich ausdrucken. Während das große 72ppi-Poster bei näherer Betrachtung in gröbste "Mosaiksteinchen" zerfällt, erzeugt der 300ppi-Druck absoluten Fotorealismus - immer vorausgesetzt, dass die Kamera nicht einen Flaschenboden als Objektiv angebaut hat. In der Praxis bedeutet dies, dass man mit 300ppi Auflösung ziemlich genau auf ein DIN A4 Format kommt.

Die Dateigröße (= Speicherbedarf des Bildes auf dem Speichermedium) bleibt von der Frage der Auflösung unberührt. Über die Menge der Daten entscheidet nämlich nicht die Auflösung (=Anzahl der Pixel pro Maßeinheit, wobei sich die Anzahl bei gegebener Bildgröße über die Größe der Pixel definiert = je kleiner die Pixel sind, desto mehr passen auf das Bild und desto detailreicher wirkt es). Die Dateigröße hängt demnach ausschließlich von der Bildgröße und der genutzten Kompressionsrate (bspw. JPEG) ab.

(siehe dazu auch: Frank Späth; Lumix Superzoom Fotoschule, S. 50ff; Baierbrunn 2006; ISBN-10: 3-925334-75-0)

D

Digitalkameras, Datenblätter, Tests, Berichte

L

Literatur

Steinmüller, Bettina & Uwe: Die Digitale Dunkelkammer; Heidelberg 2004, ISBN 3-89864-301-8

Dieses Buch bietet eine Einführung in die Verarbeitung von digitalen Fotos, beginnend mit der Bilddatei, wie sie aus der Kamera kommt. Es beschreibt eine sinnvolle, effiziente Arbeitsabfolge - den digitalen Foto-Workflow zur Bildbearbeitung - und geht dabei insbesondere auf die Verarbeitung von Raw-Dateien ein, da sie ein Optimum an Bildqualität erlauben. Das Buch nutzt als Basis die Bildbearbeitungs-Software Adobe Photoshop CS, bietet aber neben grundlegenden Informationen, die für alle Programme gelten, immer wieder Alternativen zu diesem Standard an.

Neumeyer, Heico: Adobe Photoshop CS2; München 2006, ISBN 3-8272-4075-1 oder ISBN 13 978-3-8272-4075-0

Wer kam zuerst - Neumeyer oder CS2? Dieses Kompendium bietet das komplette Wissen zu Photoshop, Bridge und ImageReady. 2000 Abbildungen auf über 1000 Seiten. Ein Muss für Einsteiger und Profis gleichermaßen.

R

RAW

(bearbeitet von: Peter Conzelmann

Das RAW-Format (engl. für "roh, unverarbeitet ... und daher auch oft "digitales Negativ" genannt) ist ein Grafik-Dateiformat, mit dem die Bilder unbeeinflusst von der sonst korrigierenden Kameraelektronik (Schärfe, Farbe etc), unkomprimiert und mit dem tatsächlich abgebildeten Farbumfang direkt vom Sensor auf das Speichermedium der Kamera nach dem Prinzip "bibo" (= bullshit in / bullshit out) abgelegt werden. Die Bilder müssen daher in einem externen Arbeitsschritt mit spezieller Software (durch den Kamerahersteller beim Kauf beigelegt) für den Gebrauch aufbereitet und weiterverarbeitet werden.

Kamera-Hersteller entwickeln bisher grundsätzlich eigene RAW-Formate, die selbstverständlich nicht mit den Formaten anderer kompatibel sind. Ein Ansatz zur Vereinheitlichung verfolgt zur Zeit ADOBE mit dem DNG-Dateiformat (DNG = digital negative).

Auch wenn man etwas mehr Aufwand treiben muss, um ein Digitalbild von der Kamera auf den Druckkarton oder den Bildschirm zu bekommen, liegen die Vorteile des RAW-Formats auf der Hand:

  • keine Verluste durch JPEG-Komprimierung
  • volle Nutzung der erfassten 12 Bit (JPEG: 8 Bit)
  • Korrekturen (Weißabgleich, Farben, Schärfen, Rauschunterdrückung, Tonwertumfang, Gradation etc.) erfolgen außerhalb der Kamera am heimischen Computer und damit mit höherer Rechnerleistung und i.d.R. auch leistungsstärkerer Software
  • die bei der analogen Entwicklung in der Dunkelkammer genutzten Möglichkeiten kommen bei der digitalen Bildbearbeitung voll zur Anwendung.

(siehe dazu auch: IT-Wissen, RAW-Format; B&U Steinmüller, Die digitale Dunkelkammer, S. 7 ff; H. Neumeyer, Adobe Photoshop CS2, S. 263 ff)

S

Sensoren, Größe

(bearbeitet von: Peter Conzelmann)

Will man die Qualität einer Digitalkamera beurteilen, ist der Sensor für die Bildgüte von entscheidender Bedeutung. Am Beispiel der neuen Leica-Generation sind die Größenunterschiede deutlich zu erkennen:

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Sensortyp

CCD Four Thirds 1/1,8"

reale Sensorgröße

27 x 18 mm 17,3 x 13 mm 7,2 x 5,2 mm

Leica- Kamera

M8 Digilux 3 V-Lux 1

Alle digitalen Bildsensoren arbeiten nach dem Prinzip, dass einfallendes Licht eine Ladung der einzelnen Bildpunkte erzeugt, aus deren Menge auf die Helligkeit geschlossen wird. Größere Flächen sammeln ganz einfach mehr Licht ein und erzeugen damit auch zuverlässigere Ergebnisse. Technisch-physikalisch bedingt ist die Tatsache, dass sich Ladungen unmittelbar nebeneinander liegender Bildpunkte gegenseitig beeinflussen können bzw. dass Leckströme gewünschte Ladezustände beeinträchtigen. Diese ungewollten Ladungen führen dann zum gefürchteten Bildrauschen.

(vgl. Leica Fotografie International 8/2006, S. 34 f)

Die seltsamen Brüche bei den Sensorgrößen (1/1,8") sind ein Relikt aus der Zeit der alten Kameraröhren, deren in Zoll angegebener Glasdurchmesser einst ein Richtwert für die Diagonale der lichtempfindlichen Fläche war. Auch wenn dieser Wert in Bezug auf die heutigen Halbleiter-Sensoren reichlich unsinnig ist, blieb man bisher bei diesen Größenverhältnissen. Wichtig zu wissen: Je größer die Zahl unter dem Bruchstrich, desto kleiner ist der Sensor, was wiederum eine geringere Lichtempfindlichkeit bedeutet. Wo keine Fläche ist, kann auch kein Licht hinfallen - und ohne Licht kein Bild.

(vgl. c't Magazin für Computer Technik, 1/ 27.12.06, S.188)

Speicherkarte, Wiederherstellen gelöschter Daten

(bearbeitet von: Peter Conzelmann)

Auch bei aller Sorgfalt kommt es vor, dass eine Speicherkarte aus Versehen formatiert wird. In diesem Moment sind die Bilder zwar nicht mehr mit Bordmitteln der Kamera, des Computers zu sehen, aber sie sind auch noch nicht gelöscht, da die Kamera lediglich ein neues Inhaltsverzeichnis angelegt hat. Wichtig ist deshalb, dass man keine weiteren Fotos schießt und auf diese Karte abspeichert, da sonst die Gefahr besteht, dass die ehemaligen Bilder endgültig überschrieben werden. Zur Wiederherstellung gibt es inzwischen sehr brauchbare Datenrettungs-Tools.

Beispiel: Alexey V. Gubin, Digital Image Recovery oder Zero Assumption Recovery

W

Weißabgleich

(bearbeitet von: Peter Conzelmann)

Der Weißabgleich in der Digitalkamera (engl.: white balance) soll die drei Farbkanäle Rot, Grün und Blau so aneinander angleichen, dass keine Farbstiche entstehen. Dies kann im Kamera-Menü eingestellt bei jeder Aufnahme automatisch geschehen (AWB = Automatik White Balance), wobei diese Automatik bei besonderen Lichtsituationen (Bsp: Neonlicht und Glühbirnen gemischt) oftmals versagt und dennoch Farbstiche erzeugt. Dagegen helfen i.d.R. Kameraprofile, die in der Kamera voreingestellt sind und unter diesen besonderen Lichtbedingungen angewählt werden müssen. Will man es ganz genau wissen, nutzt der Fotograf den Manuellen Weißabgleich: Entsprechendes Untermenü in der Kamera einstellen > Kamera auf einen weißen oder neutralgrauen Gegenstand richten (ein weißes Blatt Papier) > Auslöser vollständig durchdrücken > danach erscheint im Sucher/Monitor wieder das ursprüngliche Bild (bei manchen Kameratypen kann man noch zusätzlich eine Feinabstimmung des Weißabgleichs durchführen).

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Zuchtgemeinschaft für Eurasier e.V.